Der Mensch und sein doppeltes Leben

Endre Flaisz, 24.11.2007

Herz und Geist sind Schauplatz des Treffens und der Beziehung mit dem Herrn. Die Heilige Schrift unterscheidet sie von der Seele, durch die wir Menschen in Beziehung mit der fühlbaren Außenwelt stehen, und die Schrift lässt sie sogar öfters miteinander konfrontieren. Deshalb neigen die Christen manchmal dazu, ihre Seele zu vergessen.
Aber wenn das „Vorzimmer", also unsere Seele mit schweren Möbelstücken voll ist, die den Weg zum Eingang in das Gästezimmer, also zum Geist und Herzen verbarrikadieren, wird das selbstverständlich auf den Empfang der Gäste, also auf das geistliche Leben seine Auswirkung haben.

Unser Geist und unsere Seele unterscheiden sich voneinander unter anderem auch darin, dass der Geist seinen Ursprung unmittelbar im Übernatürlichen, dagegen die Seele ihre Realität im natürlichen Bereich hat.
Unsere Seele manifestiert sich auch in der Haltung, im Benehmen, Stil, in der Denkart; sie wird grundsätzlich von drei Faktoren beeinflusst:

  • Zum ersten gehören die von den Vorfahren genetisch geerbten Anlagen, sie bestimmen durch das Blut irgendwie unsere Gemütsart.
  • Der zweite Faktor ist die Erziehung, sie zwingt im Glücksfall diese Anlagen in einen Rahmen, so werden wir zum sozialen Leben in der Gesellschaft fähig.
  • Den dritten Faktor bedeuten die Dämonen, sie versuchen manche Bereiche unserer Seele zu binden, um uns dadurch solche Gedanken, Emotionen oder Verhalten aufzuzwingen, die wir von uns selbst aus nicht hätten oder tun würden.

Der grundlegendste von diesen drei Faktoren sind die Anlagen, die wir von den Vorfahren genetisch geerbt haben; sie werden in der Bibel allgemein als sündhafte Natur, „alter Mensch" oder fleischlicher Mensch bezeichnet. Der Apostel Petrus hielt diese Anlagen für nutzlos, nichtig. Er deutete damit darauf hin, dass im Vergleich zu der Ewigkeit sogar jene Fähigkeiten der menschlichen Seele nutzlos sind, die hinsichtlich des irdischen Vorwärtskommens sonst nützlich sein können. "Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel (anastrofé: Anlage, Verhaltensform), sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken". (1Petrus 1:18-19)

 

Wenn wir Petrus` Worte wortwörtlich nehmen, spricht der Apostel nur über die Anlagen (anastrofé), die wir von unseren Vorfahren geerbt haben, und nicht von unserem Leben im Ganzen. Die Übersetzer hatten sich jedoch nicht geirrt, als sie die Anlagen mit Leben (so in der ungarischen Übersetzung - Anm.d.Lekt.) übersetzten, diese Anlagen werden sich nach einer Zeit natürlich auch im tagtäglichen Leben des Menschen manifestieren, er wird nach einer Zeit beginnen, seine verborgenen Wünsche, von welchen er immer schwärmt, zu realisieren.

 

Der griechische Ausdruck psyche erfasst noch besser die Beziehung zwischen dem Schicksal und den Anlagen, die in der Seele des Menschen sind. Mit diesem Wort haben die Griechen nicht nur die Gefühle, die Gedanken und den Willen des Menschen, mit einem Wort seine Seele ausgedrückt, sondern jenen gesamten Vorgang, durch welchen sich aus den Anlagen, den Neigungen, die in der Seele sind, mit der Zeit eine menschliche Laufbahn, ein Schicksal entwickelt. Die Griechen waren demnach der Ansicht, dass die in ihrer Seele befindlichen Wünsche und Anlagen sie dazu anregen, diese Wünsche auch auszudrücken, sie zu realisieren, deshalb war es für sie selbstverständlich, dass diese Anlagen nach einiger Zeit im Leben und Schicksal des Menschen auch eine Form annehmen. Für sie waren also in dem Ausdruck psyche diese zwei Realitäten, die Seele und das Schicksal, untrennbar miteinander verflochten.

 

Ohne diesen Zusammenhang können wir schwer verstehen, warum die Apostel die Apostasie, die sich in der zweiten Generation der Urchristen zu entfalten begann, gerade auf den Bereich der Seele zurückgeführt haben. Bevor wir dies jedoch untersuchen, muss noch eine wichtige Bemerkung in Verbindung mit diesen Anlagen gemacht werden.

 

Spricht man von Anlagen und Verhaltensformen, die dem Willen Gottes widersprechen, denkt man nicht nur an die verdorbenen und sündhaften Begierden, wie etwa Hurerei oder Hass. Denn, genauer überlegt, können einen Menschen nicht nur die sündhaften Neigungen gegen den Willen Gottes richten.

 

Einmal kam z.B. ein junger Mann zu Jesus, weil er in der Zukunft ein noch gottgefälligeres Leben führen wollte. Jesus sagte ihm darauf, er solle alles, was er hat, verkaufen und Ihm nachfolgen, wozu der junge Mann jedoch nicht fähig war. Obwohl er aufgrund des mosaischen Gesetzes keine auffällige Sünde begangen hatte, wurde offenkundig, dass er sich durch seine Entscheidung gegen den Willen Gottes und damit gegen jenes Schicksal und jene Laufbahn gestellt hatte, wozu ihn Gott bestimmt hatte. Vom göttlichen Plan in Bezug auf sein Leben hielt ihn anstelle eines „bewegten" Lebens, das ihn an der Seite Jesu erwartet hätte, bloß sein Wunsch nach einer ruhigen, ländlichen Lebensform fern. Er wollte den Willen Gottes in jene Form des Landwirtlebens einfügen, das seine Vorfahren aller Wahrscheinlichkeit nach schon seit Generationen immer an dem selben Ort geführt hatten. Obwohl die Bibel diese Lebensweise nirgendwo als Sünde bezeichnet, wurde jedoch aus dem Blickwinkel der persönlichen Berufung und dem Schicksal des jungen Mannes dessen Wunsch nach der erwähnten Lebensform zum Hindernis, in den vollkommenen Willen Gottes zu gelangen.


Ein Mensch kann erst dann wirklich glücklich sein, wenn er dort steht, wo ihn Gott sehen will

 

Es ist wichtig darüber zu sprechen, weil laut Bibel ein Mensch erst dann wirklich glücklich sein kann, wenn er dort steht, wo ihn Gott sehen will und er jene Lebensaufgaben erfüllt, die ihm Gott angeordnet hat. Nimmt er seinen Platz in dieser Hinsicht aus welchem Grund auch immer nicht ein, bleibt in der Tiefe seines Herzens eine Leere, aller Segnungen und Erfolge auf allen Ebenen seines Lebens zum Trotz. Wenn der Mensch in einer solchen Lage ist, sucht er leider im Allgemeinen die Ursache seiner Frustration oder seiner Mangelhaftigkeit nicht in der Tatsache, dass er seinen Veranlagungen nachgegeben und sich deshalb vom Willen Gottes entfernt hat. Er sucht den Fehler eher in anderen Menschen und fühlt sich auch wegen jeder Kleinigkeit beleidigt. Dieser Vorgang der Entfremdung wird dann dadurch vervollständigt, dass er aus den ihm vermeintlich oder tatsächlich widerfahrenen Kränkungen eine Art Theologie kreiert und so für sich selbst erklärt, warum er völlig im Recht ist und warum er seine Gemeinde und später den Herrn verlassen darf.

 

Im Übrigen war Jesus selbst der Ansicht, dass diese Anlagen unser Leben, ja sogar unser Schicksal besonders beeinflussen und Er sprach oft darüber. Jesus beendete seine Botschaft in dieser Hinsicht regelmäßig mit den folgenden Worten: „wer sein Leben (psyche) retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben (psyche) verliert um meinetwillen, der wird es retten". Es ist an sich schon vielsagend, wie oft diese Worte aus dem Mund Jesu ausgegangen sind (Mt.10:39; Mk.8:35; Lk.9:24; Joh.12:25). Wir finden sie nämlich nicht deshalb so oft in der Bibel, weil dasselbe Ereignis von vier Autoren niedergeschrieben wurde, sondern deshalb, weil Jesus - sie offensichtlich für wichtig haltend - diese Worte an zahlreichen Orten vor verschiedenen Zuhörern immer wieder gesagt hat. Obwohl diese Botschaft anscheinend nichts mit der menschlichen Seele zu tun hat, sieht man bei gründlicherer Betrachtung, dass im ursprünglichen Text, wo es um den Ausdruck Leben geht, jedes Mal das Wort psyche vorkommt, und das bedeutet das menschliche Schicksal; und nach Petrus entfaltet es sich aus den eitlen Anlagen.

 

Aus diesem Blickwinkel betrachtet veranschaulicht der Kerngedanke der Aussagen Jesu jenen Entfremdungsprozess, der von den bereits erwähnten Anlagen stammt und langfristig den Menschen in den totalen Glaubensabfall führen kann. Demnach kann ein Mensch, der auf den Neigungen seiner Seele, die dem Willen Gottes entgegenstehen, beharrt, zwar kurzfristig seine Träume realisieren und ein Leben führen, wie er es sich vorgestellt hat, langfristig wird er jedoch in seinem Herzen einen Mangel haben, den er versuchen wird zu kompensieren, indem er andere dafür anschuldigt, aber gerade dadurch wird er sich von Gott immer mehr entfernen.

 

Denkt man dagegen an das gesamte Leben, oder aber betrachtet man das menschliche Schicksal aus der Perspektive der Ewigkeit, bezahlt ein solcher Mensch einen teuren Preis dafür, dass er so gelebt hat, wie es ihm die Wünsche seiner Seele diktierten, er riskiert wegen der inneren Entfremdung von Gott das Hinausfallen aus dem Heil auch dann, wenn ihn nicht ausgesprochen sündhafte Wünsche von dem Willen Gottes entfernt haben.

 

Andererseits, wenn ein Mensch fähig ist nein zu sagen zu jenen Neigungen, die er von seinem Vater geerbt hat und die ihn vom Willen Gottes trennen wollen, und auch fähig ist nein zu sagen zu der Lebensweise, die sich daraus entwickeln will, dann wird er zwar kurzfristig manchmal auf Dinge verzichten müssen, aber sein Schicksal wird sich - langfristig betrachtet - bereits hier auf der Erde zu dem eines zufriedenen, gefestigten und glücklichen Menschen entwickeln, und, was noch wichtiger ist, er kann seine Seele in die Ewigkeit hinüberretten.

 

Es können also in der Seele des Menschen nicht nur jene Neigungen eitel sein - wie sie Petrus bezeichnet -, die ihn sofort in die Ausübung einer berüchtigten Sünde hineinziehen, sondern er kann von den Ahnen auch solche Neigungen erben, die ihm zuerst nicht besonders sündhaft vorkommen, ihn langfristig aber doch in die Sünde, ja mehr noch, in den totalen Abfall von Gott führen.

 

Menschen mit doppelter Seele
Durch die Neugeburt hat der Heilige Geist im Grunde genommen gerade diese verdorbenen Sünden und unnützen Anlagen entkräftet, damit wir fähig werden ein gottgefälliges neues Leben zu führen. Durch diese Arbeit des Heiligen Geistes können wir das Gebot Jesu´erfüllen: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand." (Mt.22:37)


Uns interessiert jetzt in erster Linie der mittlere Teil dieses Gebotes, der sagt, dass wir den Herrn auch mit der Gänze unserer Seele, also mit allen unseren Gefühlen, mit unserem ganzen Verstand und Willen lieben sollen. Es ist also der Wille Gottes, dass nach der Neugeburt unsere Seele unserem Geist nachfolgt und sich in jene Zielrichtung stellt, in die sich unser Herz und Geist bereits ausgerichtet haben. Sie soll sich folglich von den weltlichen Begierden befreien und sich in ihrer Ganzheit zum Herrn und zu den Dingen orientieren, die dem Herrn lieb sind.

 

Wenn aber ein Christ in irgendeinem Bereich seiner Seele solche Wünsche nährt, die dem Willen Gottes entgegengesetzt sind, erfüllt er bereits das große Gebot nicht mehr, weil er den Herrn nur mit einem Teil seiner Seele liebt, und mit dem anderen Teil liebt er andere, weltliche Dinge. Solche Christen nennt Jakobus Christen mit doppelter Seele: „Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde, [ist er doch] ein wankelmütiger (dipsychos) Mann, unbeständig in allen seinen Wegen." (Jak.1:7-8)

 

Und weil auch für die doppelte Seele das Grundprinzip gilt, dass sich die Sehnsüchte, die in der Seele sind, nach einer Zeit im Leben, in den Taten und im Schicksal des Menschen realisieren, wird sich die anfänglich zweiseitige Sehnsucht infolgedessen in zwei miteinander parallel laufenden Leben manifestieren. Folglich liebt der Mensch mit doppelter Seele einerseits den Herrn und geht in die Gemeinde, andererseits aber entwickelt sich in ihm langsam ein solches Leben, aus dem Gott ausgeschlossen und das aus der Sicht der Bibel völlig unannehmbar ist.


Dieser Vorfall im Menschen geschieht niemals von einem Tag auf den anderen, sondern er beginnt mit einer kleinen Träumerei

 

Selbstverständlich geschieht dieser Verfall im Menschen niemals von einem Tag auf den anderen, sondern er beginnt mit einer kleinen Träumerei in einer versteckten Ecke der Seele. Es gibt Christen, die regelmäßig die Gemeinde besuchen, keine Sünde begehen, sozusagen ein beispielhaftes Leben führen, während der Gottesdienste den Herrn mit den anderen gemeinsam loben. Doch wenn sie nach Hause kommen, lassen sie virtuell eine geheime Region ihrer Seele frei und träumen von Dingen, die laut Bibel sündhaft sind. Dabei - zumindest am Anfang - denken sie nicht einmal daran, sie zu tun. Aber die späteren Ehebrüche und andere berüchtigte Sünden, von welchen leider immer mehr auch in der Gemeinde zu hören ist, entwickeln sich im Menschen niemals von einem Tag auf den anderen. Es ist viel wahrscheinlicher, dass diese Sünde im Menschen in ihrem Keim bereits Jahre zuvor begonnen hat. Vielleicht verbrachte er seine Zeit gerade nicht mit Bibellesen und Beten, oder hörte sich nicht gerade eine Predigt in der Gemeinde an und begann von einer Sache zu träumen, zu phantasieren, die er selbst für Sünde hielt und auch gar nicht gewollt hätte, geschweige denn, sich getraut hätte, sie tatsächlich zu begehen.

 

Die Erfahrungen der Pastoren zeigen aber, dass, wenn ein Mensch über lange Zeit hinweg das Wort bezüglich seiner Träumereien über die sündhaften Dinge anhört, sich aber nicht verpflichtet, sich von diesen illegalen Träumereien aus seinem ganzen Geist, seiner ganzen Seele und, wenn es sein muss, sogar mit seiner physischen Kraft abzukehren, sein moralischer Widerstand gegenüber der sündhaften Sache mit der Zeit immer schwächer wird und er sich immer freier fühlt, jene Sünde erst noch heimlich, dann aber immer offener zu begehen. Je länger es jemand hinausschiebt, mit der in seiner Fantasie lebenden Sünde vollständig und radikal abzurechnen, ich würde sogar sagen, sie aus seiner Seele auszurotten, desto stärker wird sie in ihm werden.

 

Denn es liegt in der Natur der Sünde, dass sie bei jeder neuen Möglichkeit, wenn sie sich in der Fantasie, also im Herzen und in der Seele beziehungsweise in den Taten manifestieren kann, ihre Realität im Menschen verstärkt. Genauso, wie jeder einzelne Sieg über die Sünde den Menschen in seiner Heiligkeit und in seinem Widerstand gegenüber der Sünde immer mehr stärkt.

 

In seinem Buch I Believe in Vision beschreibt auch Kenneth E. Hagin einen solchen Fall, der ihm in einer Vision von Jesus selbst mitgeteilt wurde. In dieser Geschichte geht es um eine Christin, in deren Verstand ein Dämon eingegeben hatte, dass ihre musikalische Begabung in der Gemeinde verloren gehe und sie deshalb ihr Glück auch in der Welt probieren solle. Im Laufe der Jahre wurde in ihrer Seele dieser dämonische Gedanke so stark, dass sie zuerst versuchte, ihr christliches Leben parallel mit dem weltlichen Musizieren zu führen, schließlich verließ sie den Herrn völlig. Jesus brachte ihren Sturz mit der Tatsache in Zusammenhang, dass sie dem Dämon, der ihre Seele mit diesem Gedanken angegriffen hatte, nicht widerstand.

 

Da auch die illegalen Wünsche und Anlagen, die in der menschlichen Seele sind, immer wieder versuchen, sich im menschlichen Schicksal zu manifestieren, ist es nicht verwunderlich, dass Jakobus die Christen mit doppelter Seele sogar als hurende Männer und Frauen bezeichnete: „Ihr EhebrecherInnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes... Unterwerft euch nun Gott! Widersteht aber dem Teufel, und er wird von euch fliehen. Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen. Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen (dipsychos)!" (Jak.4:4, 7-8)

 

Der einzige Weg des Entkommens

Es könnte aber jemand sagen, dass Jakobus, Judas oder Johannes von der späteren Entwicklung der ersten großen Erweckungswelle, von der moralischen Schwäche in der nach ihnen kommenden Generation sprechen, und nicht von unserem einundzwanzigsten Jahrhundert. Leider vertröstet uns Jesus nicht mit viel Gutem, wenn Er von den letzten Zeiten, von der Epoche, die unmittelbar seiner Wiederkehr vorangeht, spricht. Er behauptet, dass diese Zeit die Hohe Schule der Heuchelei auf der Erde sein wird. Die Menschen werden sogar lieber das Blaue vom Himmel herunterreden, als anderen oder sich selbst eingestehen zu müssen, dass auch sie ein heimliches Leben führen. Wenn man jedoch die immer tiefer werdende moralische Krise unserer Zeit sieht, taucht in zahlreichen, bibelkundigen Menschen der Gedanke auf, dass wir bereits in diese Epoche der großen Heuchelei hineingetreten sind, die in Bezug auf die Christen auch als Glanzzeit der Doppelseeligkeit bezeichnet werden könnte.

 

Jesus hat diese Epoche folgendermaßen charakterisiert: „Wenn aber jener als böser Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr lässt auf sich warten, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, und isst und trinkt mit den Betrunkenen, so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn entzwei schneiden und ihm sein Teil setzen mit den Heuchlern." (Mt.24:48-51) Jesus sprach hier in seiner Prophetie nicht von dem Schicksal jener heuchlerischen und doppelseeligen Christen, die zum Beispiel im Mittelalter gelebt haben, sondern ausdrücklich von denjenigen, die in den letzten Tagen leben werden.

 

Betrachtet man seine Worte im Licht anderer Bibelverse, kann man sie so verstehen, dass in dieser letzten Epoche die Christen gezwungen werden, ihren Glauben unter solchen dämonischen Unterdrückungen erleben zu müssen, dass unter diesen Umständen nur diejenigen im Herrn bleiben können, die sich mit ihrer ganzen Seele zu Gott wenden. Jene aber, die nur mit einem Teil ihrer Seele den Herrn lieben und mit dem anderen Teil von sündhaften Dingen träumen, die sie dann mit der Zeit auch begehen, werden ihr Leben langfristig ruinieren.

 

Das heißt, nach einer Zeit wird sich die Dualität in ihrem Inneren offenbaren, weil sich ihr Schicksal in zwei Teile spaltet, („wird ihn entzwei schneiden und ihm sein Teil setzen mit den Heuchlern") und in der Form irgendeines traurigen Ereignisses, wie zum Beispiel eine Scheidung, wird auch für ihre Umgebung sichtbar, wer sie wirklich waren. Im Wesentlichen hat hier also Jesus zusammengefasst, wie man aus einer großen Heuchelei und Apostasie in den totalen Zerfall abgetrieben werden kann.

 

Obendrein lässt hier Jesus vermuten, dass die Mehrzahl solcher Menschen nicht mehr fähig sein wird, von diesem Weg umzukehren und auch zu Verlierern der Ewigkeit wird. Wahrscheinlich wird mit ihnen so etwas geschehen, wovon der Apostel Johannes in Bezug auf die Apostaten seiner Zeit spricht, die so lange in dem Zustand der Abtrünnigkeit und der Unmoral geblieben waren, dass sie sich sogar dem Geist des Antichristus öffneten. Unter dem Einfluss des Geistes des Antichristus verschlimmerten diese Christen ihren früheren Zustand noch dadurch, dass sie nicht nur für sich selbst sondern auch für andere gefährlich waren, denn sie wurden zu Feinden jener Arbeit, von der sie sich getrennt hatten.

 

"Die Liquidierung" der Doppelseeligkeit beginnt mit einer inneren Entscheidung, Verpflichtung, ähnlich einer Bekehrung, und wenn es notwendig ist, wird sie mit der Austreibung von Dämonen aus jenen Bereichen fortgesetzt, wo der Mensch all seiner Beharrlichkeit zum Trotz nicht Herr seines Willens ist. Es ist wichtig die willentliche Verpflichtung besonders zu betonen, da jemand, der nur passiv auf die Heiligung und Änderung wartet, nicht so gut vorwärts kommen kann, wie jemand, der die Doppelseeligkeit nicht nur beharrlich bekämpfen, sondern sie auch auflösen will. Die Heiligung muss in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geraten, damit wir nicht zu Verlierern, sondern zu Gewinnern des sich nahenden Besuchs des Messias werden. Der Apostel Johannes ermahnt die Christen, die unmittelbar vor der Rückkehr des Herrn auf der Erde leben werden: „Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat - dass der Messias bald zurückkommen wird - reinigt sich selbst." (1Joh.3:3)

Quelle: Új Exodus

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